… Und nach dem Training gab’s die Olympia-Torte

Rosenau. Fritz Fischer zu Gast beim Wintersportverein Grafenau – das ist, als käme Rudi Völler in die Region und hielte bei einem Fußballverein ein Training ab. Einen Tag mit Fritz Fischer, ehemaliger Disziplintrainer der deutschen Herren-Nationalmannschaft, Trainer des Biathlonnachwuchses im Chiemgau und Olympiasieger, durften Kinder und Jugendliche sowie Übungsleiter im Natursport-Zentrum Rosenau erleben. Und so gab es spielerische Tipps für technisch sauberes Fahren genauso wie eindeutige Statements zur Förderung des Biathlon-Sports seitens des Ex-Nationaltrainers Fischer.
Im Februar 1992 errang Fritz Fischer eine Goldmedaille mit der 4×7,5 Kilometer-Staffel bei den Olympischen Winterspielen 1992 in Albertville, einer seiner größten Triumphe. Genau 23 Jahre später steht die Biathlonlegende mit den Kindern und Jugendlichen des Wintersportvereins (WSV) Grafenau am Eingang des Natursport-Zentrums Rosenau. Der gebürtige Niederbayer wird erwartet von vierzig gespannten Nachwuchssportlern, in deren Gesichtern die Begeisterung und Neugier auf den Trainingstag geschrieben steht. Vorstand des WSV Grafenau, Werner Beck, und die Vertreter der Commerzbank, die den Tag mit Fritz Fischer ermöglicht hatten, zeigen sich in ihren Begrüßungsstatements sichtlich erfreut über den „hohen Besuch“. Fischer selbst hält seine einleitenden Worte kurz, lässt sich jedoch die Bemerkung nicht nehmen, Sponsoren sollten doch hier und da einige Euro weniger für den Fußball aufbieten und dafür Biathlon etwas mehr begünstigen. Der ehemalige Nationaltrainer spricht sich ausdrücklich für die Einrichtung einer Laser-Schießanlage in Rosenau aus, wobei die Mitfinanzierung durch großzügige Förderer ausdrücklich erwünscht sei: „Wer sich angesprochen fühlt, der darf sich gerne beim WSV melden.“ Im Jugendbereich des WSV Grafenau ist momentan eine 50 Meter-Schießanlage mit Kleinkaliber-Gewehren nicht möglich, man könnte eine solche Anlage mit identischen Bedingungen durch eine Laseranlage ersetzen.
Ungeduldig harren bis dahin die jungen Langläufer sowie die Übungsleiter des WSV aus, denn auf die Übungsstunden mit Fritz Fischer sind ausnahmslos alle gespannt. Schnell wird die Leidenschaft des prominenten Trainers deutlich, der einfach mitreißend und motivierend über Generationen hinweg Lerninhalte vermitteln kann. „Hier weiß einer, wovon er spricht und kann es auch noch selbst auf hohem Niveau vorführen“, so die einhellige Meinung der WSV-Trainerriege. Der Schwerpunkt des Trainings bezog sich auf die Langlauftechnik als Basis für den Erfolg in der Loipe. „Energiesparen ist auch beim Langlaufen das Schlagwort. Wer durch saubere Technik länger auf dem Ski gleiten kann, als seine Konkurrenz, der hat am entscheidenden Anstieg oder im Zielsprint noch diese Reserven zur Verfügung, um den Gegner zu schlagen“, erläutert der erfahrene Athlet Fischer. Nicht nur einmal muss Fritz Fischer die hochmotivierten jungen Biathleten etwas einbremsen und auf die saubere Ausführung der Übungen hinweisen. Ein besonderes Auge hat Fritz Fischer für herausragende Nachwuchstalente des WSV: „Seht euch eure ganz junge Kollegin an, die hat kaum Kraft, aber kommt den Berg genauso schnell rauf wie die Älteren!“. Später bei der Abschlussbesprechung verspricht er dem talentierten Mädchen: „Wenn du einmal ein Weltcuprennen fährst, dann laufe ich nochmal an der Strecke mit und feuere dich an – und das barfuß!“.
Bevor es zum gemeinsamen Mittagessen geht, haben die Grafenauer Wintersportler noch eine Überraschung für Fritz Fischer. Zum Jahrestag des Staffel-Olympiasieges von 1992 gibt es für ihn eine speziell angefertigte Olympia-Torte. Selbst hat Fischer das genaue Datum nicht mehr im Kopf, ist überrascht und gerührt ob der Aufmerksamkeit der Grafenauer: „Also, ich habe schon viel erlebt, aber so ein besonderes Geschenk habe ich selten bekommen“. Großzügig revanchierte er sich später für die Geste und spendierte allen Sportlern und Betreuern ein Stück seiner Gold-Torte. Für die älteren Aktiven und die Übungsleiter zeigte Fischer zum Abschluss noch Videos von Biathleten aus der Weltspitze und erläuterte deren Eigenheiten und Stilmerkmale. Für jede Menge Heiterkeit sorgte die Frage eines Nachwuchsläufers, wie man denn eigene X-Beine fördern könne, nachdem Fischer dieses individuelle Merkmal eines DSV-Spitzenläufers als technischen Vorteil im Video gezeigt hatte. Spitzenlob gab es bei der Verabschiedung von Fritz Fischer für den Wintersportverein Grafenau, der übrigens geduldig die zahlreichen Autogrammwünsche erfüllte: „Ihr seid eine tolle Gruppe und ihr habt das Glück im Bayerischen Wald zu leben, der ganz einfach ein ideales Langlaufgebiet ist. Außerdem habt ihr im Gegensatz zu Ruhpolding hier eure Ruhe zum Trainieren“, so der sympathische Sportler. Hochzufrieden zeigte sich WSV-Trainer Jürgen Wallner gegenüber dem Ausnahmeathleten und verlieh ihm sozusagen eine Goldmedaille in Sachen Motivation: „Dieser Tag mit Dir hat uns eine große Portion neuer Impulse, neues Wissen und vor allem Begeisterung geschenkt.“ (grc)

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BU1: Zum Anbeißen: Eine Goldmedaille in Tortenform für Fritz Fischer gab es als Erinnerung an seinen Olympiasieg im Februar 1992 und als Dank für den gelungenen Trainingstag. (Foto: Grapentin)

BU2: Zum Abschauen: Übungen zum Erlernen einer ordentlichen Technik zeigte Ex-Nationaltrainer und Biathlon-Coach Fritz Fischer den Kinder, Jugendlichen und Übungsleitern des WSV Grafenau. (Foto: Grapentin)

BU3: Zum Mit-nach-Hause-Nehmen: Autogramme auf Ski, Tuch und Karte ließen sich die jungen Sportler geben, so auch Theresa. (Foto: Grapentin)